Meine Gedanken zum Briefmarkensammeln
(auch andere Meinungen werden toleriert)
Wie man in der Bibel lesen kann, hat die Sammelleidenschaft wohl schon im Paradies begonnen. Einer sammelt Äpfel, viele sammeln Geld, Frauen gerne Ringe und einige eben auch Briefmarken.
Begonnen hat die Sache mit dem Sammeln von Briefmarken - ja, einfach nur Briefmarken! Dann kam ein findiger Mensch auf die Idee, dass man diesen Sammlern ja auch Briefmarken andrehen könnte, die ihrem primären Zweck - nämlich als Entgelt für die Beförderung von Postsendungen zu dienen - nicht zugeführt wurden. Geboren war damit die Postfrischsammlung! Ein noch klügerer Zeitgenosse kam dann auf die Idee, dass doch eine zweckentfremdete Marke pro Sammler etwas wenig wäre und sogleich war die Viererblocksammlung (oder wenigstens waagerechte Paare) geboren. Der vorläufige Gipfel dieser Sache ist nun der Kleinbogen, nur noch übertroffen von dem "Gebinde". Jetzt muss versucht werden, möglichst viele Sammler dazu veranlassen, mindestens einen ganzen Kleinbogen je Marke zweckentfremdet in das Album zu legen. Durch großes Trara mit Runen und keinen Runen und gefälschten Runen lassen sich offensichtlich mit diesen infizierten Sammlern gute Geschäfte machen. Stellt Euch vor, Ihr hättet von allen DM-Marken je 10 in einem Spezialalbum seinerzeit gekauft - der Verlust nach der Ungültigkeit wäre nicht zu verachten und die POST würde sich die Finger reiben. Bitte nicht darauf verlassen, dass Euro-Marken unbegrenzt frankaturgültig sind! Vielleicht gibt es bald die "Germanmark" und alle Euromarken werden für ungültig erklärt - viel Vergnügen dann mit Euren Kleinbogen und Gebinden.
Liebe Briefmarkensammler, besinnt Euch! Wollt ihr Briefmarken sammeln oder Randstücke betrachten? Lasst Euch nicht von schlauen Geschäftemachern infizieren . Einen Rand an einer Briefmarke zu lassen war sinnvoll, als man Marken noch in ein Album geklebt hat. So konnte man den Falz am Randstück ankleben. Heute hat ein Randstück keinerlei Sinn mehr - es verunstaltet nur den bildlichen Eindruck einer Briefmarke. Wenn Ihr alle deutschen Marken einmal habt, dann beginnt ein neues Sammelgebiet bevor Ihr meint, dass alles mindestens im Viererblock da sein muss.
Eigentlich sollte man grundsätzlich nur gestempelte Briefmarken sammeln - und zwar solche, die ihrem primären Zweck zugeführt waren. Den Gefälligkeitsstempel einer Postverwaltung kann man nur mit einem in einen tiefen Brunnen geworfenen Markstück vergleichen und wie viele Markstücke habt Ihr schon in Brunnen geworfen? Gut, ich gebe ja zu, auch ich bekomme gestempelte Marken vom gelben Riesen aber nicht weil ich das qualitativ brauche sondern aus Faulheit.
Richtig, ein Stempel verunstaltet das Bild einer Briefmarke. Ob der nun wellig, eckig oder rund ist, ist vom Prinzip absolut gleichgültig, die Marke ist nicht mehr so schön. Also doch postfrisch sammeln? Nein! Aber eigentlich dann so, dass die Marke möglichst wenig verunstaltet ist - sprich möglichst wenig Stempel auf der Marke sichtbar! So, und jetzt müssen die Geschäftemacher wieder zuschlagen. Flugs werden einige Marken in einem namhaften Katalog gestempelt höher bewertet als ungestempelt. Aber ... wie kann man jetzt die Stempel prüfen ob sie echt oder vom Laserdrucker sind, ob sie zeitgerecht oder etwa durch Leistungserschleichung versehentlich erst gestern auf die Marke gekommen sind? Ja, da hilft nur ein dicker zentrischer Stempel der das gesamte Markenbild zerstört aber man kann dann sehen, dass die Marke zeitgerecht in Berlin abgestempelt wurde. Sind Leute, die so etwas verlangen Briefmarkensammler oder Stempelsammler?
Dann kann man noch auf die Idee verfallen, ungestempelte Marken zu sammeln (nicht postfrisch!), eben solche, die bei der Postbeförderung keinen Stempel abbekommen haben. Und ich muss sagen: Warum nicht? Leider sind die eben nicht allzu häufig aber realistisch betrachtet wäre dies optimal. So, und jetzt wären wir bei den Markenumdrehern! Ich habe mir sagen lassen, dass es immer mehr Sammler gibt, die ihre Briefmarken mit der Kleisterseite nach vorne ins Album stecken. Anders kann ich mir nicht erklären, dass für so viele Sammler eine ungestempelte Marke, die einmal einen Falz hinten dran hatte nicht mehr sammelwürdig ist. Liebe Sammler, geht wieder dazu über die schöne Bilderseite nach vorne zu drehen und hört nicht auf die Händler, die Euch teure Marken andrehen wollen! Was macht es dem Markenbild aus, wenn der Kleister hinten einen Fingerabdruck hat, stückweise fehlt oder gar nicht da ist? Ja, es gibt Leute die bei Ihrer Sammlung nur daran denken, wie sie alles günstig wieder verkaufen können - aber das sind meines Erachtens keine Sammler!
Und immer daran denken: Ein Briefmarkenhändler ist nur so freundlich, weil er seine Kasse klingeln hört. Er und seine Ansichten sind nur darauf ausgerichtet, dem Sammler möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Konsequenz für richtige Briefmarkensammler kann nur sein: Tauschen und soweit möglich nicht kaufen oder verkaufen! Das Internet sollte dafür eine tolle Plattform bilden, Clubs oder ähnlicher Vereinsklüngel sind dann nicht mehr erforderlich. Ich weiß, die neue Technik erscheint vielen (leicht verknöcherten? ... provozier - provozier) Briefmarkensammlern nicht einfach. Aber es ist einfach! Fangt an, bringt Eure Fehllisten auf die eigene Homepage. Bis auf die Onlinezeit geht alles kostenlos. Dann die Homepage beim Briefmarkenring oder ähnlichem anmelden und los geht's mit dem Tausch. Es klappt garantiert! Wenn die Resonanz anfangs nicht ganz so wie erwartet ist, bitte nicht verzagen! Im Lauf der Zeit ergeben sich aber die Verbindungen.
So, ich glaube, ich habe jetzt genügend Dampf abgelassen. Meine Meinung hatte mir im Briefmarkenclub den Namen "Straßenköter" eingebracht. Damit konnte ich leben. Als die Tiere mit denen ich benannt wurde dann aber noch Ringelschwänze bekamen, habe ich mich zurückgezogen.
... aber wie schon oben gesagt, ich toleriere auch andere Ansichten und es gibt bei mir zum Tausch auch absolut postfrische Marken in Versandstellenqualität ohne Fingerspuren im Gummi! Nur bitte immer daran denken: Die Sammler tragen durch ihren Kauf für die Preisgestaltung bei älteren Marken erheblich bei - Ihr bestimmt den Markt!
Dieter